„Treasure Island“ am Tegernsee!

„Schätze?“ Das haben einige Galerien aus Venedig, München, Berlin, Dortmund oder Wien gemeinsam! – Zumindest sind sie damit alle auf der „Art & Design Tegernsee 2024“ vertreten! Man trifft dort ganz nebenbei außerdem David Bowie, Freddie Mercury und die göttliche Brigitte Bardot. Aber der Reihe nach…

Wir finden skurrile Glaskunst von Ai Weiwei bis Tony Cragg aus Murano (Berengo Studio), grandiose fotografische Bergpanoramen von Sebastiao Salgado (Galerie Stephan Hoffmann, München), klassische zeitgenössische Kunst (Galerie Klüser und Leu (München), sowie Luzán  Berlin), Galerie Utermann (Dortmund), Kunsthaus Artes(Berlin und Dortmund), Kunsthandel Sina Stockebrand (Veltheim) sowie unterschiedlichste Designobjekte  aus der Galerie Vogt (München) bis hin zu lasierenden Ölbildern der Chinesin Yun Wang (W&K Wienerroither & Kohlbacher, Wien). All dies vervollständigt ein Panorama der Weltkunst von Chagall bis Münter, Christo bis Picasso. Hinzu kommt, dass sich dazwischen vielleicht auch international weniger bekannte einheimische Kunst, wie beispielsweise die von Bernd Zimmer, entdecken lässt. Die Grenzen zwischen Design und Kunst sind dabei wie immer fließend und auch vom Material her schier unerschöpflich: Holzskulpturen von Stephan Balkenhol finden sich ebenso, wie die bereits erwähnte Glaskunst oder aus Leinwänden geformte Harzobjekte (Yun Wang).

Hinzu kommt das Ambiente: Allein der Ausstellungsraum – eine Halle die scheinbar nur aus weißen Rundbögen besteht – ist ein Kunstwerk für sich: Kaum zu glauben, dass aus einem ehemaligen Rinderstall ein eleganter, lichtdurchfluteter, gleichzeitig repräsentativer Rahmen für die großzügig angelegte Präsentation entstand. Tradition trifft nicht nur Moderne, sondern verschmilzt zu etwas Neuem und Lebendigem.

Eine Besonderheit bietet dann noch der 2. Stock. Auf einigen hundert Quadratmetern (das Ganze war früher eine Reithalle) wird man zunächst einmal von geheimnisvollen Düften empfangen (Patchouli – aber die Palette reicht an anderen Tagen von Stone Pine bis Citrus aurantium oder Wild Mint). Dina von Boch präsentiert ihre beeindruckende Duftkerzen-Kollektion ätherischer Öle, was dem Ganzen nun auch noch eine philosophisch-esoterische Note verleiht. „Volitiv“ – was sich wohl mit „Willentlich, gewollt“ bzw. „die Willenskraft betreffend“ übersetzen lässt – nennt Sie diese Produktreihe(Die ganze Palette unter www.VOLITIV.com)

Als eine Art weiterer Höhepunkt  folgt die große Installation „First Act“ von Maria Kazoun (Galerie König Bergson, München): Während ein gläserner Heuschreckenschwarm sich apokalyptisch-bedrohlich über den Holzboden nähert, sind es weiße, stelenartige Wesen, die an Windturbinen erinnern und dem Planeten Rettung versprechen. Ganz nach dem Motto Hölderlins: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch…“

Im Gegensatz zu anderen Messen mit ihren oft überfüllten Räumlichkeiten und erdrückendem Andrang, kommt hinzu, dass hier am Tegernsee bei allem Interesse und internationalem Flair eine fast familiäre Atmosphäre herrscht, alle Aussteller machen einen entspannten Eindruck und sind an persönlichen Gesprächen interessiert.

Und das alles verdanken wir der geschickten und mutigen Initiative der jungen und sympathisch-weltoffenen Veranstalterin, Dr. Christine Otsver (OTSVER ART DESIGN, Tegernsee), die selber Fotografin ist und nun bereits zum dritten Mal auf das Gut Kaltenbrunn eingeladen hat. Daraufhin befragt, ob es für sie ein persönliches „Highlight“ gebe, hält sie sich allerdings vornehm zurück und antwortet: Die gesamte Ausstellung sei ihr „Schatz“. Dem kann man wohl nicht widersprechen. Also: Einfach hin zur „Schatzinsel“ am Tegernsee. (2. Bis 6. 10. Ausführliches Rahmenprogramm mit Design Talk, Art-Talk, Kinderprogramm und Jazz Jam Session unter www.art-tegernsee.com)

text/Foto: Stephan Fritz

Von Admin